Wozu sitzen Politiker in den Laiengremien?



Von den Laienvertretern wird behauptet, sie würden die Kirche in die Welt und die Welt in die Kirche tragen. Fakt ist, dass sie die Kirche der Welt anpassen wollen und die Kirche besonders durch sie von der Welt destruktiv beeinflusst wird. Sie fühlen sich mehr dem Staat und der politischen Macht als der Kirche, dem katholischen Glauben und der Mehrheit der Katholiken verpflichtet. Dies belegt besonders deutlich ihr gezielt gegen die Kirche und ihre Interessen gerichtetes Verhalten in der Schwangerschaftskonfliktberatung. Und zwar sowohl in weltanschaulicher wie auch in materieller Hinsicht. Statt den Umstieg der Kirche von den §§ 5 – 7 auf die §§ 2 und 3 des Schwangerschaftskonfliktgesetzes zu würdigen, zu fördern und anzuerkennen, gründeten die in den Laienkomitees sitzenden Politiker den todbringenden Verein Donum Vitae und gingen sogar soweit das authentisch katholische Element im staatlichen System nicht anzuerkennen. Sie sorgten dafür, dass der Kirche die staatlichen Fördermittel entzogen wurden. Sie sind also nicht gewillt, auch dort nicht, wo es ganz eindeutig möglich wäre, die Kirche in die Welt zu tragen, sondern schaden bewusst mit viel medialem Getöse gegen Kirche und Papst der Kirche. In einem Leserbrief erläutert Claus Jäger:

„In Wahrheit sind die Bischöfe vom System der §§ 5 bis 7 des Schwangerschaftskonfliktgesetzes (SchKG), das die Ausstellung von Beratungsbescheinigungen an Schwangere vorschreibt, auf das System der §§ 2 und 3 SchKG „umgestiegen“, auf ein System, in dem es auch Schwangerschaftskonfliktberatung gibt, aber keine Bescheinigungspflicht. Auch für diese Form der Beratung (so haben bereits verschiedene Gerichte entschieden) steht den Beratungsstellen eine staatliche Förderung nach § 4 SchKG zu (DT 27.09.03).

Als Antwort auf unseren Brief vom 17.09.2000 ließ uns der Gründer des „Katholischen Klub der Bundestagsabgeordneten“, Donum Vitae- und ZdK- Mitglied, der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) am 27.11.2000 mitteilen, dass nach seiner Auffassung „Politik andere Aufgaben hat, als christliche Überzeugungen direkt umzusetzen.“ Wenn also katholische Politiker dies nicht als ihre Aufgabe ansehen, ist es überflüssig, ja für die Kirche eher schädlich, dass sie Mitglieder der Laienkomitees sind. Denn wozu sitzen dann Politiker in den Laiengremien? Um in der Kirche Unheil anzurichten, die Katholizität, die katholische Lehre zu zerstören? Um den Wählern Christlichkeit vorzutäuschen? Um eine Plattform zur Selbstdarstellung zu haben? Ein Vorschlag von Professor Hubert Windisch:

„Vielleicht sollte man analog zum Verbot für Priester, politische Ämter zu bekleiden, auch Christen, die ein politisches Amt innehaben, verbieten, kirchliche Ämter zu bekleiden. …Das bedeutet durchaus mehr kritischen Abstand der Kirche zu Staat und Parteien, ohne damit einer Privatisierung oder Entöffentlichung der christlichen Botschaft das Wort zu reden“ (DT 08.11.03).

Wie wenig katholisches Profil und christlich-moralisches Rückgrat im ZdK sitzende Politiker haben, lässt sich exemplarisch an Bundesbildungsministerin Schavan aufzeigen. Das Gründungs-Mitglied von DV gehörte zu den schärfsten Kritikern von Papst Johannes Paulus und Kardinal Ratzinger, als es um den Ausstieg der katholischen Kirche aus der staatlichen Schwangerschaftskonfliktberatung ging: ‚„Die Bischöfe müssen jetzt handeln, und zwar anders, als Rom es vorschreibt.“ Dort sei man nicht bereit, die deutsche Position auch nur zur Kenntnis zu nehmen, und das sei Teil des Konzeptes von Kardinal Joseph Ratzinger, dem Präfekten der Glaubenskongregation, der gegen alles zu Felde ziehe, was nicht in sein Kirchenkonzept passe’ (SZ 19./20.06.1999), hetzte sie. Sie war es, die im Juli 2006 bei der Vergabe von Forschungsgeldern der EU einknickte und so eine mögliche Sperrminorität verhinderte, sodass mit den Geldern deutscher Steuerzahler Forschungsprojekte mit embryonalen Stammzellen gefördert werden, die in Deutschland verboten sind. Brüsseler Déjà-vu-Erlebnis titelt faz.net:

„Schon 2002 drohte eine Gruppe von Ländern damit, das gesamte Forschungsprogramm zu blockieren, sofern die Kommission nicht von der Förderung für ethisch umstrittene Stammzellprojekte abläßt. Obwohl Bundeskanzler Schröder selbst Anhänger freizügiger Regeln für die Forschung war, durften deutsche Unterhändler in Brüssel eine strenge Linie vertreten, weil es der Bundestag so wollte. So wie in Deutschland sollten Wissenschaftler auch für EU-geförderte Projekte keine Embryonen töten oder auf frischgewonnene Stammzellkulturen zugreifen dürfen“ (25.07.06).

Ausgerechnet eine sogenannte christliche Ministerin, die auch noch im ZdK sitzt, hat - anders als Polen, Österreich, Malta, die Slowakei und Litauen, die in Brüssel bis zum Schluss gegen den Kompromiss stimmten - durch ihr Votum eine ethisch verantwortbare Position verraten und „die deutsche Position nicht mit genügend Nachdruck vertreten“ (Hiltrud Breyer, grüne Europaabgeordnete) (DT 27.07.06).

Sie war es auch, die ohne jede Notwendigkeit und laut Umfragen gegen die klare Mehrheit der Bevölkerung, die wünscht, dass sich die Wissenschaft ausschließlich auf die Forschung mit adulten Stammzellen konzentriert, DT 27.01.07, vehement für eine Lockerung des Stammzellgesetzes eintrat und im Parlament durchsetzte. Hier wird deutlich: diese Ministerin regiert nicht nur gegen ethischmoralisch verantwortbare Positionen, sondern auch gegen das Volk: Zwei Drittel halten es für „richtig“, dass „keine menschlichen Embryonen zu Forschungszwecken erzeugt und zerstört werden“ dürfen (DT 27.01.07). So hat der Kölner Kardinal Joachim Meisner der zuständigen Bundesforschungsministerin Annette Schavan Unwahrhaftigkeit, Prinzipienlosigkeit und Missbrauch „des Wortes »katholisch« für eine von durchsichtigen Forschungsinteressen motivierte Kampagne“ vorgeworfen. ‚Der Kardinal kritisierte, dass die katholische Theologin Schavan ihre „Eigenschaft als Theologin“ in die Waagschale geworfen habe und sich für eine vermehrte Nutzung embryonaler Stammzellen eingesetzt hat und dass diese dabei „sich nicht nur gegen viele Delegierte gewandt, die aus christlicher Überzeugung gegen eine solche Aushöhlung des Lebensschutzes sind, sondern sich auch eindeutig gegen die Position der katholischen Kirche gestellt“ habe. Wörtlich sagte Meisner: „Die Unwahrhaftigkeit in der Position der Ministerin entlarvt sich deshalb selbst, wenn sie gleichzeitig mit Blick auf andere Parteien behauptet, »dass das Christentum eine geistige Kraft ist, die Politik gestalten kann. Das unterscheidet uns von allen anderen«“’ (kath.net 7.12.2007).

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