Es geht um Macht



Wenn man eins und eins zusammenzählt wird schnell klar, dass der politisch gefärbte Gremienkatholizismus in Deutschland darauf abzielt eine von Rom unabhängige, dem Protestantismus angepasste Kirche zu etablieren. Politische Macht genügt den vielen Politikern in den Laiengremien nicht, deshalb fordern sie auch in der Kirche Ämter und Kompetenzen. Sie wollen von der Hierarchie unabhängig als Kirche handeln und sich deren (Mit-) Glieder, sowie deren Strukturen bedienen, oder anders ausgedrückt die Gläubigen für ihre von der Lehre der Kirche abweichenden eigenen „Lehrmeinungen“ und ihre politischen Zwecke instrumentalisieren. Zu Recht warf Kardinal Ratzinger dem ZdK vor,

„Glauben und Politik unzulässig zu vermischen. Nahezu alle bekannteren Mitglieder des ZdK seien prominente Politiker, die im ZdK nicht gegen Lösungen auftreten könnten, die sie zuvor als Politiker selber beschlossen hätten, schreibt der Kardinal unter Hinweis auf die Debatte um die Schwangerenkonfliktberatung. Das ZdK verliere damit die Möglichkeit, das in der Politik Erreichte in Frage zu stellen. Es kreise zunehmend um sich selbst und beschäftige sich vorwiegend mit innerkirchlichen Streitigkeiten, anstatt das Evangelium zu den Menschen zu bringen“ (RB 24.09.2000).

Sieht man sich z.B. bei der aktuellen Zusammensetzung des ZdK die nicht basisdemokratisch legitimierten Einzelpersönlichkeiten an, fällt auf, dass ca. die Hälfte davon bekannte Politiker sind. Davon wiederum gehören 2/3 der CDU/CSU und zusammen 1/3 der SPD, den Grünen und der FDP an. Seine obersten Repräsentanten – Präsidenten und Vizepräsidenten - stammen seit Jahrzehnten aus den C-Parteien. Das ZdK wird also eindeutig von Unionspolitikern beherrscht. Sieht man sich an, wer am lautesten und am häufigsten Papst und Bischöfe kritisiert, stellt man fest, dass es ausgerechnet die C-Politiker sind, die weitgehend identisch mit den führenden ZdK- und Donum vitae-Gründungs- Mitgliedern sind. Deshalb ist es ihnen auch so wichtig, dass sie in den Laiengremien agieren können. So meint Alois Glück:

„Und es wird mir vorgeworfen, wir würden uns als katholische Laien nicht an die Entscheidung des Papstes halten, was ich allerdings anders sehe. …Was wir tun, ist unsere eigene Entscheidung aus christlicher Verantwortung als Bürger. Dies „verdunkelt“ nicht das Zeugnis der Kirche. …Ich halte es für grundfalsch, wenn Katholiken vor die Alternative gestellt werden, Donum Vitae zu unterstützen oder keine Funktion in katholischen Laienorganisationen. Das würde bedeuten, dass Katholiken, die in ihrem außerkirchlichen Engagement in notwendigen Güterabwägungen Positionen vertreten, die mit der kirchlichen nicht identisch sind, faktisch aus dem kirchlichen Leben ausgesperrt würden“ (Münchner Merkur 12.05.04).

Hier wird dem obersten Lehrherrn der Kirche widersprochen und die Weigerung der Weisung des Papstes zu folgen verharmlost. In einem Brief an eine der Beraterinnen hatte schließlich nicht irgendjemand, sondern der Apostolische Nuntius in Deutschland, Giovanni Lajolo, geschrieben:

"Der Verein Donum Vitae befindet sich in offenem Widerspruch zu den Anweisungen des Heiligen Vaters." Durch die Ausstellung des Beratungsscheines werde die Kirche in den Vollzug eines Gesetzes eingebunden, "das die Tötung unschuldiger Menschen zulässt".

Die Haltung von DV gegenüber der Kirche macht ZDK-Mitglied Tyllack deutlich: ‚Trotz aller kirchlichen Kritik will die katholische Laienorganisation Donum Vitae ihre Schwangeren-Beratung deutlich ausweiten. Bereits im Januar solle die Zahl der Beratungsstellen auf 100 erhöht werden, sagte Bundesvorstandsmitglied Olaf Tyllack am Mittwoch in München. Ein Drittel davon seien in Nordrhein-Westfalen geplant. Die Beraterinnen hätten sich von den jüngsten Vorwürfen des Vatikans nicht einschüchtern lassen. Ihr Motto sei: "Jetzt erst recht!", erklärte Tyllack’ (Tagesspiegel 8.11.2000).

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