Deutsche Bischöfe auch nach Treffen uneins

Zwang zum Gehorsam der Schwangeren-Beratungsinitiative Donum Vitae gegenüber Papst umstritten


Würzburg. (dpa/AP) Nach dem Ausstieg der katholischen Kirche aus der Schwangerenkonfliktberatung entzweien nun Laien-Initiativen für außerkirchliche Beratungsangebote die deutschen Bischöfe. Vor allem in der Beurteilung der erst jüngst gegründeten Beratungsorganisation Donum Vitae herrsche zwischen den Kirchenführern ein offener Dissens, berichteten informierte Kirchenkreise am Montag nach einer Sitzung des Ständigen Rats der Deutschen Bischofskonferenz in Würzburg. 

Das Sekretariat des Ständigen Rats in Bonn lehnte eine offizielle Stellungnahme zu dem Treffen im Kloster Himmelpforten ab. Es seien keine Beschlüsse gefasst worden, sagte ein Sprecher. Auch wollten die Bischöfe über den Verlauf ihres Treffens keine Angaben machen. 

Nach inoffiziellen Informationen ist unter  den Bischöfen vor allem die Frage strittig, wie weit katholische Laien der Papstweisung in Sachen Schwangeren-Konfliktberatung unterworfen sind. Vor allem Gegner einer Beratung sähen auch Laien in der unbedingten Gehorsamspflicht gegenüber dem Papst, hieß es. Nach ihrer Einschätzung widerspreche deshalb auch die Beratung einer Organisation außerhalb der Amtskirche, wie Donum Vitae, dem Papst-Wort.

Kritiker einer Fortsetzung der kirchlichen Schwangerenkonfliktberatung unter dem Dach von Donum Vitae hätten deshalb "unter Klugheits-Aspekten" davor gewarnt, die Sache "auf die Spitze zu treiben", hieß es in Kirchenkreisen. Man müsse sehen, dass man Schaden von der Kirche abwende. Andere Bischöfe überlegten dagegen, wieweit sie eine solche "Aufmüpfigkeit" katholischer Laien ohne Gesichtsverlust akzeptieren könnten.

Entsprechend strittig ist dem Vernehmen nach zwischen den Kirchenführern die Finanzierung von Donum Vitae aus kirchlichen Mitteln. Einige Bischöfe lehnten dies ab, andere würden darauf verweisen, dass die Kirchensteuermittel von Laien erbracht würden. Die Laien-Initiativen müssten deshalb wenigstens zum Teil aus Kirchenmitteln finanziert werden können. Bei der Aufstellung von Kirchenhaushalten könnte sich diese Frage zu einem "Konfliktfeld" entwickeln, meinte ein führender Kirchenvertreter.

Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz hatte im November 1999 den endgültigen Ausstieg der katholischen Kirche aus der Schwangerenkonfliktberatung beschlossen. Die katholischen Stellen dürfen nach einer im Jahr 2000 auslaufenden Frist die für eine legale Abtreibung notwendigen Beratungsscheine nicht mehr ausstellen.

Aus: Dingolfinger Anzeiger, 25.02.2000

 

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Last update: 06. Februar 2001 14:14