Zahl der Abtreibungen ist nur geringfügig gesunken  

Statistiker verbuchen bei Minderjährigen aber Anstieg 

Wiesbaden. (AP) Die Zahl der gemeldeten Abtreibungen hat sich in den vergangenen vier Jahren nur geringfügig verändert. Sie sank 1999 um 1324 oder ein Prozent auf 130471, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte.

Damit lag sie auch unter den Abtreibungszahlen der Jahre 1997 und 1996, in denen 130890 beziehungsweise 130899 verzeichnet wurden. Der Rückgang des Jahres 1999 fiel in Ostdeutschland mit 4,1 Prozent deutlich höher aus; dort sank die Zahl auf 26106 und damit auf den niedrigsten Stand seit Neuregelung der Statistik im Jahr 1996, als in den neuen Ländern 29516 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet wurden. Im früheren Bundesgebiet und in Berlin verringerte sich die Zahl der Abbrüche im Vergleich zu 1998 um 0,2 Prozent auf 104365, lag damit aber deutlich über dem Stand von 1996 (101383).

Einen deutlichen Rückgang gab es 1999 in der Altersgruppe von 25 bis 30 Jahren; hier wurden 29022 Abbrüche verzeichnet, das sind 1909 oder sechs Prozent weniger als 1998. Bei Minderjährigen stieg die Abtreibungszahl dagegen um drei Prozent oder 176. Insgesamt waren 467 jünger als 15 Jahre und 5266 zwischen 15 und 18. Insgesamt 660 waren älter als 45.

Um 1248, das sind zwei Prozent, zugenommen hat die Zahl der Abbrüche lediger Frauen. Dagegen sank sie bei verheirateten Frauen um 2356 oder drei Prozent. Genau die hälfte der Schwangeren war zum Zeitpunkt des Eingriffs verheiratet.

Weiterhin 97 Prozent der gemeldeten Abtreibungen wurden nach der Beratungsregelung vorgenommen. Den übrigen Fällen lag eine medizinische oder kriminologische Indikation zu Grunde. Mit 89 Prozent wurden die Eingriffe vorwiegend ambulant vorgenommen, davon 39 Prozent in Krankenhäusern und 61 in gynäkologischen Praxen. In 86 Prozent der Fälle wurde das Absaugverfahren angewandt.

Im Ländervergleich gab es 1999 wieder die meisten Abbrüche, nämlich 26796 (1998: 26653), in Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Bayern mit 15322 (1998: 15491), Baden-Württemberg mit 13879 (14474), Berlin mit 12587 (11942), Hessen mit 10554 (10969), Niedersachsen mit 9008 (8728), Sachsen mit 6958 (7463), Sachsen-Anhalt mit 581 (5728), Thüringen mit 5213 (5274), Brandenburg mit 4984 (5160), Hamburg mit 4284 (4472), Schleswig-Holstein mit 3625 (3423), Mecklenburg-Vorpommern mit 3370 (3599), Rheinland-Pfalz mit 3289 (3446), Bremen mit 3140 (3208) und Saarland mit 1881 (1765).

Die vorläufige Abbruchquote je 1000 Geburten liegt nach Angaben der Behörde mit 169,5 über der Quote des Vorjahres (167,2). "Dieser Anstieg erklärt sich aus dem Rückgang der vorläufigen Zahl der Lebend- und Totgeborenen 1999 gegenüber 1998", erklärte das Bundesamt. Die Abtreibungsquote war in Berlin mit 380,0 wie 1998 am höchsten, gefolgt von Brandenburg mit 355,6. Am niedrigsten war sie in Rheinland-Pfalz mit 124,3 und am zweitniedrigsten in Bayern mit 127,7.

Aus: Dingolfinger Anzeiger, 13. April 2000

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Last update: 06. Februar 2001 14:14