"Anlaß für eine Verunsicherung besteht nicht..."Regierungserklärung von Staatsministerin Barbara Stamm zur SchwangerschaftskonfliktberatungJeder von uns hat in den letzten Tagen die Meldungen in den Medien über einen Brief des Papstes an die Deutsche Bischofskonferenz mit besonderer Aufmerksamkeit und Sorge verfolgt. Die gestrige Erklärung der deutschen Bischöfe habe ich mit großer Erleichterung zur Kenntnis genommen
Es ist eine gute Botschaft für das ungeborene Leben, für die Rat suchende Frau, die
Beratungskräfte und auch für die Staatsregierung. Der langjährige engagierte Einsatz
der Katholischen Beratungsstellen und der Lebensschutz haben gesiegt. Wie stellt sich
die Situation nun nach der Entscheidung der Deutschen Bischofskonferenz dar? "Die Staatsregierung nimmt dieses Angebot gerne an"Es steht also nach wie vor in der Verantwortung der Frau, wie sie die Beratungsbescheinigung verwenden will. Die Bischöfe haben die Absicht, über das weitere Vorgehen baldmöglichst mit den Beratungssteilen und mit den Ländern zu sprechen. Die Staatsregierung nimmt dieses Angebot gerne an. Wir werden mit den bayerischen Bischöfen eingehend erörtern, wie die Beratung im einzelnen ausgestaltet wird. Ich habe keinen Zweifel, daß wir gemeinsam den Verbleib der katholischen Beratungsstellen in der Schwangerschaftskonfliktberatung sichern können. Ich hoffe, daß auch diejenigen, die vorgestern noch lautstark eine Fortsetzung der Schwangerschaftskonfliktberatung durch die kath. Kirche gefordert haben, aktiv daran mitwirken werden. Wenn ich allerdings die Dringlichkeitsanträge der Opposition betrachte, ist mit Ihrer Unterstützung wohl nicht zu rechnen.Katholischer Bereich soll einheitlich verfahrenDie Bischöfe haben ihre Lösung einvernehmlich beschlossen (ohne Gegenstimme und bei einer Enthaltung). Ebenso wie dem Papst muß auch allen Ländern daran gelegen sein, dass der gesamte katholische Bereich in Deutschland jetzt einheitlich verfahrt. Ich würde mir wünschen, daß dieser Konsens der Bischöfen auch unter den Ländern möglich ist, gleich wer dort die Regierung stellt.Wenn man den gefundenen Lösungsweg insgesamt beurteilt, so berücksichtigt er letztlich doch die Interessen aller Beteiligten. Insbesondere die engagierten Beraterinnen in den kirchlichen Beratungsstellen können nunmehr aufatmen. Sie haben unter der langen Unsicherheit sehr gelitten. Ich wünsche mir, daß dies mit dem klaren Bekenntnis der Bischöfe für den Verbleib in der Schwangerenkonfliktberatung nunmehr ein Ende hat. An dieser Stelle mochte ich von ganzem Herzen allen Beraterinnen und Beratern, die in der Schwangerschaftskonfliktberatung in Bayern tätig sind, für ihren bedingungslosen Einsatz zum Schutz des ungeborenen Lebens danken. Klares Zeichen der katholischen KircheNoch eins will ich in aller Klarheit feststellen: Die deutlichere Akzentuierung des Beratungs- und Hilfecharakters der Konfliktberatung durch den Beratungs- und Hilfeplan deckt sich mit dem Anliegen der Staatsregierung. Die Staatsregierung ist stets der Auffassung gewesen, daß in der öffentlichen Diskussion die Schutzfunktion des Beratungsgesprächs zu wenig Beachtung findet, hingegen die Rechtsfolgen der Beratungsbescheinigung zu viel. So mancher sah in der Konfliktberatung ein notwendiges Übel vor Erteilung des Beratungsscheines. Die kath. Kirche hat mit ihrer Entscheidung nunmehr ein klares Zeichen gesetzt.Anlaß für eine Verunsicherung besteht durch die bischöfliche Erklärung nicht. Bis Oktober wird sich an der bisherigen Praxis nichts ändern. Erst ab diesem Zeitpunkt haben die Bischöfe die Umstellung der Beratungsbescheinigung ins Auge gefaßt. Ich bin mir sicher, daß wir bis Herbst eine klare und unmißverständliche Lösung haben werden. "Wir brauchen die Wahlfreiheit"Besonders dankbar bin ich darüber, dass mit dem Verbleib der kath. Beratungsstellen in der Konfliktberatung Kontinuität und Pluralität voll gewährleistet bleiben. Wir brauchen engagierte Fachkräfte, die über lange Zeit und mit viel Erfahrung in der Konfliktberatung tätig sind, qualifizierte Fachkräfte, die mit dieser außerordentlich sensiblen und schwierigen Materie zurechtkommen. Wir brauchen die Wahlfreiheit der Ratsuchenden, dorthin gehen zu können, wo sie sich mit ihren Problemen und Nöten am besten aufgehoben fühlen. Und wir brauchen auch das Vertrauen in die Konfliktberatung, damit die Frauen die notwendigen Hilfestellungen für eine eigenverantwortliche Entscheidung annehmen können.
115 anerkannte
Beratungsstellen
Zur Erleichterung der anschließenden
Diskussion habe ich bewußt das Zahlenmaterial, das die katholischen
Schwangerenberatungsstellen und auch alle übrigen betrifft,
an den Schluss meines Statements gesetzt. Es soll hier voll präsent sein, um
welche Größenordnungen es sich gehandelt
hätte, wenn die Tätigkeit der katholischen
Beratungsstellen in Bayern beschnitten
worden wäre. |
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Last update: 06. Februar 2001 14:14